WISSENSWERT | Dehnen oder nicht dehnen? (SportPOST – Nr. 11)

DehnenAn manchen Stellen ist es üblich, an anderen verpönt. In manchen Sportarten tun sie es davor, in anderen hinterher. Manchmal wird es passiv durchgeführt, manchmal aktiv. Die Möglichkeiten, sich zu dehnen, sind enorm vielfältig. Und genau das ist der Grund, warum pauschale Aussagen nur schwer möglich sind. „Dehnen an sich ist niemals gut oder schlecht – es kommt auf die Art des Dehnens, die Durchführung, das Ziel und den erwünschten Zweck an“, sagt Jacob Minah, ehemaliger Deutscher Meister und Studentenweltmeister im Zehnkampf. „Das“ Dehnen gibt es also gar nicht. Sich entsprechend seiner Zielsetzungen zu stretchen, kann Minah jedem aufgrund seiner langjährigen Praxis als Hochleistungssportler „aber wirklich nur empfehlen, weil es grundsätzlich die entsprechende Muskulatur geschmeidiger macht“.

Konkret werden durch das Dehnen die Schichten nahe der Muskulatur gleitfähiger. Ferner kann Stretching als Trainingsprogramm gegen verkürzte Muskeln eingesetzt werden. Eine der wesentlichsten Unterscheidungen ist statisches vs. dynamisches Dehnen: Werden bei ersterem feste Positionen eingenommen (die mehr als 20 Sekunden gehalten werden), so zeichnet sich das dynamische Stretching durch wippende oder kreiselnde Bewegungen aus.

Und welche Variante wäre nun für einen Volkslauf oder Triathlon sinnvoll? „Bei einem Wettkampf wie einem Volkslauf gibt es keine Maximalbelastungen und damit keine maximale Kontraktion der Muskulatur“, skizziert Minah. Das Dehnen verfolge daher also klar den Ansatz, „sich sinnvoll aufzuwärmen und das bestehende Aufwärmprogramm zu ergänzen“. Der Zehnkämpfer würde daher „eher dynamisch dehnen und vor allem nicht überdehnen“. Seine Empfehlung: Den entsprechenden Muskel 15 Sekunden dehnen, dann ausschütteln.

Auch ein regeneratives Dehnen (das zumeist statisch durchgeführt wird) ist Minah zufolge sinnvoll: „Nach harten Einheiten wie 100-Meter-Sprints oder Tempoläufen habe ich mich während meiner Karriere immer kurz ausgedehnt, um unter anderem den Abtransport der Säure zu beschleunigen“, so der Leichtathlet, der pro Trainingseinheit (!) 15 Minuten in das Dehnen investierte – und damit sehr erfolgreich fuhr…