Wenn es regnet, macht sich unter Sportlern oftmals eines breit: Demotivation. Das ist nachvollziehbar, aber zugleich auch bemerkenswert. Denn genau genommen bietet schlechtes Wetter für das Training eine große Chance: Nämlich bei Bedingungen zu ben, denen man auch bei einem Sportevent ausgeliefert sein und nicht aus dem Wege gehen kann. Das Aufraffen bei herausforderndem Wetter zum Beispiel bei Windböen oder Regengüssen – lohnt sich also! Vor allem dann, wenn das Training mit ähnlich viel Einsatz und Fokussierung durchgeführt wird wie an angenehmen Sommertagen. Viel zu oft führt die Demotivation nämlich dazu, dass nur locker, reduziert oder halbherzig und damit nicht spezifisch beziehungsweise wettkampfnah trainiert wird.
Ein intensives Schlechtwetter-Training hingegen bewirkt zweierlei: Zum einen, dass man sich ganz grundsätzlich an widrige Bedingungen gewöhnt. Das kann zum Beispiel Erfahrungsgewinne in puncto Kleidungswahl betreffen, das Erleben der ungewohnten äußeren Bedingungen selbst unter hoher Belastung, oder Körpergefühl und -wahrnehmung. Hat man sich mit diesen Bereichen (bewusst oder unbewusst) bereits im Training auseinandergesetzt, so stellen sie im Wettkampf keine Neuerung mehr dar.
Der zweite große Ertrag von Schlechtwettertraining ist ein ganz konkreter: Bereitet man sich etwa auf den Göttinger Frühjahrs-Volkslauf, die Crosslauf-Serie oder die Tour d’Energie vor, so sollte man dies auch bei schlechtem Wetter zumindest einmal auf der originalen Wettkampfstrecke tun. Denn nur so lernt man ganz bestimmte Streckenabschnitte (z.B. eine schlammige Passage beim Laufen, einen Abschnitt mit extremem Seitenwind, oder eine Abfahrt bei Nässe) genau kennen. Auch hier gilt es, die Passagen eben nicht nur locker hinter sich zu bringen, sondern wettkampfnah zu trainieren. Klar ist, dass niemals zu viel riskiert werden sollte was sowohl für möglicherweise gefährliche Passagen gilt, als auch für die Dauer des Trainings: Bei hohen Umfängen in Nässe und Kälte steigt schließlich unweigerlich das Risiko einer Erkältung. Gelingt das intensive Schlechtwetter-Training, so können Sie optimistisch in den Wettkampf gehen: Denn setzt dort zum Beispiel Regen ein, so lässt sich diesem mit einem müden Lächeln begegnen: „Kein Problem“, kann man sich dann sagen, „denn das habe ich im Training bereits erlebt.“